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KUNSTOBJEKTE DER WALDSIEDLUNG

Text

Es geht ihnen gut
Die Skulpturen und Kunstobjekte von namhaften DDR – Künstlern und Künstlerinnen, die einst die Waldsiedlung schmückten, warten auf ihre Wiederauferstehung

“Die Skulpturen stehen sicher und trocken. Es geht ihnen gut.” Bis es zu dieser Aussage eines Immobilienverwalters des Geländes der Brandenburg Klinik kommt, ist einige Zeit vergangen und nochmehr widersprüchliche Meinungen und Vermutungen haben die Telefonleitungen hin – und hergekreuzt.
Paul Bergner widmet in seinem Buch “Die Waldsiedlung” ein kleines Kapitel und glücklicherweise einige Fotos den Kunstobjekten der ehemaligen Wohnstätte der DDR Parteiführung und ihrer Familien. Das Gelände ist heute Betriebsstätte der Brandenburg Klinik, einem Teil der Michels Kliniken, die sich auf großangelegte Reha – und Krankenhausanlagen spezialisiert haben.
Als das Gelände zwischen Wandlitz und Bernau noch abgeschirmt vom DDR-Volk dem Privatleben der Regierung um Erich Honecker, Erich Mielke, Willi Stoph und Co diente, sollte auch die Kunst ihren Platz hier finden. Neben schmiedeeisernen Metallkunstwerken von Fritz Kühn am Eingangstor und an den Fassaden einiger Wohnhäuser erwarb das DDR Kulturministerium Sandsteinfiguren von Waldemar Grzimek, Bronzefiguren von Heinrich Drake, Lore Plietzsch oder auch ein Bronzerelief von Ingeborg Hunzinger.
Nachdem die Michels Familie, das Anwesen für den Aufbau der Klinik neu aufteilte, wurden die Figuren teilweise umgesetzt, es gingen auch welche verloren. Bei Bergner heißt es dazu, dass das Bode Museum nach Hören Sagen einige der Kunstwerke als Eigentum deklarierte und in ihren Besitz aufnahm. Das konnte so bislang niemand bestätigen, zumal das Bode Museum nach eigenen Angaben “erstmal gar nichts deklariert” und sich mit dieser Kunstart an sich gar nicht befaßt sondern vorrangig mit der Kunst bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. Für die Kunstobjekte, die sich in der Waldsiedlung in Wandlitz befinden bzw. befanden ist die Alte Nationalgalerie zuständig.
Dieter Setz ist Natur – und Landschaftsführer in und um Wandlitz und bietet u.a. Führungen auf dem Gelände der Brandenburg Klinik an, um an die wahrhaft geschichtsträchtigen Ereignisse hier vor und bis zur politischen Wende in Deutschland zu erinnern. Er leitete u.a. eine ABM Maßnahme, bei der die Kunstobjekte der Waldsiedlung katalogisiert und beschriftet wurden. An die Sockel der einzelnen Figuren und Bilder wurde jeweils eine Tafel angebracht, die den Namen des Künstlers, Titel, Material und Entstehungsjahr enthielt.
Bis zum März 2010 führte Herr Setz die interessierten Besucher zu den Figuren – oder Tiergruppen und erklärte deren Entstehungsgeschichte oder vor welchem Haus sie sich ursprünglich befanden. Außerdem hält er viele Anekdoten bereit, die aus dem Leben der prominenten Bewohner berichten.
“Im März letzten Jahres waren alle Bronzefiguren auf einmal verschwunden.” so Setz: “Ich bekam einen Anruf eines Gastes der Brandenburg Klinik, ob ich denn weiß, was mit den Figuren passiert ist. Aber ich hatte keine Ahnung, niemand war vorab informiert worden.” Setz läuft einen Weg entlang fernab des Besucherparkes der Brandenburg Klinik. Der Weg ist mit einem Bauzaun abgesperrt, aber eine Baustelle befindet sich hier nicht. Der Diplom Ingenieur deutet auf eine Betonwüste, die sich erst bei genauerem Hinsehen zu erkennen gibt: Es liegen hier aufeinandergetürmt die Betonsockel, auf denen die Bronzefiguren befestigt waren. Teilweise sind die herausgerissenen Stahlträger noch am Beton, deutlich zu erkennen sind die Abdrücke der abmontierten Tafeln, die vormals in liebevoller Kleinarbeit die Figuren betitelten.
“Wir reden hier nicht von irgendeinem Wischi Waschi von Hintz und Kunz!”, Professor Herwig Pöschl ist entrüstet. “Das sind allesamt Zeugnisse deutscher Bildhauerkunst von höchster Qualität.” Der Professor aus Salzburg ist seit Januar diesen Jahres berufener Kurator der Stadt Bernau. Seine Aufgabe ist es, die Skulpturen und Denkmäler der Stadt würdig und respektvoll ins rechte Licht zu setzen und sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehören neben den Stadtdenkmälern auch die Skulpturen und Gemälde der Waldsiedlung, auch die Kunstobjekte im Bogensee u.a..
“Wir stehen erst am Anfang unserer Arbeit und ich kann im Moment noch keine detaillierten Informationen geben.”, so Pöschl weiter: “Fakt ist aber, dass es bereits eine hervorragende Bestandsaufnahme gibt und derzeit ein wissenschaftlicher Katalog erarbeitet wird. Fakt ist auch, dass die Bronzefiguren unsachgemäß behandelt wurden und dass dafür die Michels Klinik verantwortlich ist.” Zu den Eigentumsverhältnissen befragt, wurden nach Pöschls Informationen die Kunstsachen vom Kultusministerium der DDR gekauft  und gehören somit zum Staatsschatz der Bundesrepublik Deutschland.
“Soweit ich weiß, gehören die Sachen alle der Stadt Bernau und die sagen auch, was jetzt mit ihnen passieren soll.” Ein Immobilienverwalter auf dem Gelände der Brandenburg Klinik versteht die ganze Aufregung nicht. “Ich habe seit drei Monaten nichts mehr von der zuständigen Stelle im Amt Bernau gehört. Die verbliebenen Skulpturen sind in einem Depot aufbewahrt und es geht ihnen gut.” Der Märkische Sonntag fragt nach einem Besichtigungstermin und wird in das Depot hineingelassen. Mit einem großen Schlüsselbund schließt der Herr eine Stahltüre auf und geht voran. Hier hocken sie, eng und scheinbar zusammengekauert fernab der öffentlichen Blicke: “Die Schwimmerin” von Lore Plietzsch, der “Pelikan” von Gerard Geyer, der “Jaguar”, der einmal gestohlen – wieder zurückgekauft wurde, die “spielenden Knaben” von Fitzenreiter, der “Pionier”, schon ohne wehendes Tuch, zwei Pioniere liegend ohne Assessoires. “Ein Relief habe ich noch vor dem Müll bewahrt. Das wird Sie vielleicht auch interessieren.” Der Mann räumt ein paar Kabel zur Seite und macht den Blick frei auf das Werk von Ingeborg Hunziger.
Die Zeit scheint reif für einen offenen respekt - und würdevollen Umgang mit den unwiederbringlichen Zeitzeugen einer untergegangenen Kultur.

Alles scheint ganz einfach und reibungsfrei. Ein fader Beigeschmack allerdings bleibt: Warum möchten weder Vertreter der Stadt Bernau – mit Ausnahme des Kurators Herwig Pöschl – noch die Brandenburg Klinik selbst namentlich zitiert werden? Warum scheinen die Eigentumsfragen an den Kunstobjekten so ungeklärt und auch die Frage, wer die Kosten der Restaurierung trägt, ist nicht eindeutig geklärt? Wenn die Skulpturen der Stadt Bernau gehören bzw. dem Staatsschatz, warum können die hauseigenen Techniker völlig frei und ohne vorherige Anmeldung die Skulpturen wegschaffen? Liegt es vielleicht an dem wirklich dunklen Immobiliengeschäften, mit denen 1990 laut Spiegelbericht die Familie Michels mithilfe des damaligen Landrates Friese den Grund und Boden der Waldsiedlung erwarb? So hat der Wohn – und Lebensmittelpunkt der SED Elite die Pforten der Treuhand AG nie gesehen. Wurden die Kunstschätze im Übergabeprotokoll vom September 1990, das im Tresor lagert und nicht einsichtig ist, schlicht und ergreifend vergessen? Oder liegt es immer noch am niedrigen Selbstwertgefühl der DDR Bevölkerung gegenüber westlichen Kulturbegriffen. In letzterem können aber einzig die Selbstheilungskräfte mobilisiert werden - wenn es sein muß, mit österreichisch kompetenter Schützenhilfe.
Bergner kämpfte lange und vergebens für seine Idee, auf dem Gelände der Waldsiedlung ein Museum zu errichten mit entsprechender DDR Historie.
Dem entspricht auch ein Gedanke, den Wolf – Dieter Setz bei seiner Führung aufgreift: “Es ist schade, dass kein Haus von damals in seinem Originalzustand belassen wurde. Das würde den wahrhaft vielen interessierten Gästen einen viel authentischeren Einblick in das Leben der DDR – Führung vermitteln.”

Quellenangaben:
Paul Bergner: “Die Waldsiedlung” im Eigenverlag, 5. Auflage,
www.die-waldsiedlung.de
Der Spiegel 1/91, Seite 30/31
Dipl.Ing. Wolf-Dieter Setz, Zertifizierter Natur – und Landschaftsführer
www.wandlitzsee.com

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